Netzwerk Solarberater

Verband der Solar-Partner feiert 30-jähriges Jubiläum

13. September 2023, 9:00 Uhr | Damir Mioc
Die Solar-Partner zu Gast bei ihrem ersten Vorsitzenden Thomas Hartmann. Das Firmengebäude von Hartmann Energietechnik wird zu 100 Prozent mit regenerativer Wärme versorgt. Im Hintergrund ist die Kollektorfassade zu sehen (Foto: Solar-Partner)

Mit Kollektorbaukursen und gemeinschaftlichem Einkauf haben die süddeutschen Solar-Pioniere begonnen. Daraus sind mittelständische Fachbetriebe mit einem Netzwerk von Solarberatern entstanden, die bis heute erfolgreich im Markt sind und die Energiewende in Bayern und Baden-Württemberg vorantreiben.

An einem denkwürdigen Ort hat der Verband der Solar-Partner sein dreißigjähriges Jubiläum gefeiert: in der Scheune im Chiemgau, wo vor 30 Jahre die ersten Sammelbestellungen für solarthermische Anlagen lagerten, die in einer Gemeinschaftsaktion dann von Privatleuten zusammengebaut und auf ihren Häusern installiert wurden. Aus dieser ersten gemeinsamen Initiative von Gerhard Weiße und Thomas Hartmann, zu denen sich weitere Solar-Pioniere gesellten, entstanden mehrere mittelständische Solarfachbetriebe für Photovoltaik, Solarthermie und Biomasse-Heizungen, die alle Höhen und Tiefen mitgemacht haben und bis heute erfolgreich am Markt tätig sind. Zu dem Verband gehören Solar-Partner Süd im Chiemgau, Hartmann Energietechnik südlich von Stuttgart, System Sonne in Oberschwaben, Gerold Weber Solartechnik in Baden und Grundler Energietechnik am Bodensee.

Unterstützung aus Österreich

Im Juli 1993 entstand im Rahmen einer Exkursion der Landvolkshochschule (LVHS) Niederalteich nach Oberrösterreich der erste Kontakt zur Solar-Einkaufsgemeinschaft in Katsdorf. Ein Grund für die Entstehung der „Katsdorfer“ war eine „Sterbebild-Aktion“ zum Waldsterben Anfang der 1980er Jahre in der LVHS in Niederalteich. Hans Messenböck, einer der Gründer der österreichischen Solar-Einkaufsgemeinschaft, nahm diese Idee von einem Besuch in der LVHS zur Katholischen Jugend Land in Oberösterreich mit und setzte sie dort um. „Damit rettet Ihr den Wald nicht, Ihr müsst etwas Vernünftiges machen“, war eine der Reaktionen darauf.

Für ihn war das ein Anstoß, sich intensiv mit dem Thema Solar zu beschäftigen. Er war es auch, der Gerhard Weiße und Thomas Hartmann bei ihrem ersten Treffen im September 1994 nach einem Sonnenkollektorbaukurs in Niederalteich ins Stammbuch schrieb: „Da miast`s was machen…“ und der die Kollegen in Süddeutschland in den Anfängen stark unterstützte. Thomas Hartmann war zu der Zeit Bildungsreferent in der Landvolkshochschule Niederalteich. Gerhard Weiße, der 1980 seinen ersten Solarkollektor gebaut hat, veranstaltete dort seit den 1980er Jahren Kollektorbaukurse. Die Geschichte nahm ihren Lauf. „Zu der Zeit gab es noch keinen etablierten Solarmarkt und nur wenige Handwerksbetriebe, die Solaranlagen angeboten haben, und wenn, dann überteuert“, erinnert sich Wolfgang Hilz, der seit dem ersten Beratertreffen Anfang 1994 zu dem Kreis gehörte und später Geschäftsführer der Soleg war. „Gleichzeitig gab es ein hohes Informationsdefizit und Vorurteile gegenüber der Solartechnik.“

Gemeinsam mehr erreichen

Das Konzept der Solar-Einkaufsgemeinschaft basierte auf vier Säulen: Baukurse als Hilfe zur Selbsthilfe, dem gemeinsamen Einkauf, um das Material mit Sammelbestellungen günstiger zu bekommen, der gemeinsamen Weiterbildung in überregionalen Schulungen sowie dem Netzwerk von Solarfachleuten in ganz Süddeutschland. „Wir kamen aus allen möglichen beruflichen Richtungen. Im Grunde waren wir Idealisten und Quereinsteiger. Aber wir waren erfolgreich“, blickt Wolfgang Hilz zurück. Im September 1993 veranstalteten die Südbayern den ersten Kollektorbaukurs. Im November des gleichen Jahres lud die LVHS Niederalteich zu einem Vortrag zur Solar-Einkaufsgemeinschaft ein.  Trotz einem Schneesturm kamen 120 Interessierte, 15 davon trugen sich in die Liste der interessierten Solarberater ein.

Mit der Solar-Einkaufsgemeinschaft als Ursprung und Idee entwickelten sich dezentral in fünf Regionen Gruppen, aus denen später Firmen entstanden. So gründete zum Beispiel Gerhard Weiße Anfang 1994 die „Solar-Einkaufsgemeinschaft Ostbayern“, die eine Zeit lang unter Weiße Solartechnik firmierte. Ein Jahr später war er einer der vier Gründungs-Gesellschafter der Soleg GmbH, zog sich aber später aus Ostbayern zurück und gründete im Chiemgau Zukunft Sonne, die später in „Solar-Partner Süd GmbH“ umbenannt wurde. Thomas Hartmann zog in seine Heimat in der Nähe von Tübingen zurück und gründete dort eine Solarfirma, aus der die Hartmann Energietechnik GmbH wurde.

1996 gründeten sie mit den anderen Firmen zusammen den Verband der Solar-Einkaufsgemeinschaften e.V., um ein flächendeckendes Netz an Beratern aufzubauen und die zu der Zeit noch weitgehend unbekannte Solarwärmetechnik zu verbreiten. Aber auch Holzheizungen und die Technik für weitgehend solar beheizte Häuser sind bis heute im Programm. Der Schweizer Solarpionier Josef Jenni überzeugte sie in einem Vortrag 1995 vom Sonnenhaus-Konzept und ist seither der Hauptlieferant von großen Wärmespeichern. Einzelne Firmen bauten auch eigene Solarkollektoren, die sie an ihre Kollegen lieferten. Zwischenzeitlich werden alle Komponenten eingekauft. „1997 haben wir mehr Solarthermie-Anlagen gebaut als das gesamte SHK-Handwerk zusammen“, erinnert sich Gerhard Weiße.

Sonnenhaus-Institut gegründet

2004 gründete Firmen aus dem Verband zusammen mit dem Architekten Georg Dasch das Sonnenhaus-Institut e.V. Dessen Ziel ist es bis heute, das Sonnenhaus-Konzept zu etablieren und zu verbreiten. 2006 wurde der Verband der Solar-Einkaufsgemeinschaften in „Verband der Solar-Partner“ umbenannt.

Das Erneuerbare Energien-Gesetz, vor allem aber das Photovoltaik-Vorschaltgesetz ab 2004 prägten auch die Geschäftstätigkeit der Solar-Partner. Solarstromanlagen waren auch bei ihnen immer stärker nachgefragt und entwickelten sich zum wichtigsten Geschäftsfeld. Die Firmen wuchsen, es gab personelle Veränderungen in den Führungsteams, sie überstanden den Photovoltaik-Markteinbruch ab 2012, der durch die Kürzung der Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz verursacht wurde, sie mussten sich verkleinern, strukturierten zum Teil um und wuchsen wieder. In der Dürrephase im Photovoltaikmarkt war der Heizungsmarkt ein stabiles Geschäftsfeld. Schon seit mehreren Jahren laufen die Geschäfte wieder bestens. Mehrere der Firmen wurden ausgezeichnet, zum Teil auch mehrfach.

Die einhundertprozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien ist bis heute das Ziel der Solar-Partner. Wie das geht, zeigen sie auch mit eigenen Firmengebäuden. So haben zum Beispiel Hartmann Energietechnik (Thomas Hartmann) und Solar-Partner Süd (Gerhard Weiße) Firmengebäude gebaut, die zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Als die Gebäude 2006 beziehungsweise 2007 eingeweiht wurden, waren sie Pioniere mit diesem fortschrittlichen Bau- und Energiekonzept. Ebenso Mitglieder wie zum Beispiel Paul Bauer. Der Solarberater hat 1997 das erste ausschließlich solar beheizte Wohnhaus in Bayern gebaut. Für das Naturpark-Informationshaus im Bayerischen Wald, das erste rein regenerativ beheizte öffentliche Gebäude Deutschland, entwickelte Wolfgang Hilz das Energiekonzept.

Heute sind viele der Gründer um die 60 Jahre alt und blicken auf 30 Jahre Solar-Historie zurück. Ihren Verband haben sie nie in Frage gestellt – zu wertvoll sind die Synergieeffekte und das Miteinander. Mit ihrem Netzwerk wollen sie auch die nächsten Jahre ihren Beitrag zur Energiewende leisten.


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