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Seit dem 1. März ist die neue Fachinformation zur Windsogsicherung in Kraft. Sie enthält zahlreiche Neuigkeiten, die die Arbeit des Dachdeckerhandwerks wesentlich verändern werden. dachbaumagazin hat sich mit Jan Kaemper, dem Geschäftsführer des Sturmklammerherstellers FOS Friedrich Ossenberg-Schule + Söhne, über die neuen Ausführungsregeln unterhalten.

dachbaumagazin: Herr Kaemper, sind die wichtigsten Inhalte der neuen Fachinformation Ihrer Meinung nach schon beim Dachdeckerhandwerk angekommen?

Jan Kaemper: Ich denke, dass die meisten Betriebe aufgrund der vielen Seminarangebote für das neue Regelwerk sensibilisiert sind. Den Dachdeckern ist klar, dass es hier gravierende Änderungen gegeben hat und dass sie ihre Arbeit auf der Baustelle darauf abstimmen müssen. Der gute Informationsfluss ist sowohl der Industrie als auch dem ZVDH und den Dachdeckerschulen zuzuschreiben, die gemeinsam viel Aufklärungsarbeit betrieben haben. FOS hat beispielsweise in den vergangenen Monaten über 100 Seminare zur neuen Fach-
information durchgeführt.

Was hat sich im neuen Regelwerk konkret geändert?

Die Änderungen sind sehr umfangreich und würden den Rahmen eines Interviews sprengen. Stark zusammengefasst kann man sagen, dass die neuen Regeln von einer im Schnitt deutlich gestiegenen Windlast ausgehen und damit den Anforderungen der DIN 1055-4 folgen. Daraus ergab sich zunächst eine Änderung der Windzonen (siehe Karte auf Seite 7), wodurch sich vor allem für die betroffenen Gebiete teilweise deutliche Verschärfungen der Sturmsicherung ergeben. Für die tägliche Arbeit ist weiterhin wichtig, dass sich die Einteilung der Dachfläche grundlegend geändert hat: Gab es früher nur Rand, Ecke und Fläche, so wird seit Anfang März zwischen First, Traufe, Ortgang und Innenbereich unterschieden.

Wie kann der Dachdecker denn ermitteln, wie viele Klammern er wo setzen muss?

Für die Festlegung der einzelnen Dachbereiche gibt es komplizierte Berechnungsverfahren. Hier haben die Bedachungshersteller viel Verantwortung übernommen und erledigen die Dacheinteilung meist für ihre Kunden. Die Dachdecker sollten sich hierzu beim Fachberater informieren.

Was bedeutet die neue Fach-
information für die Arbeit auf der Baustelle?

Der Verklammerungsgrad hat sich in allen Windzonen zum Teil deutlich erhöht: Es müssen größere Flächen gesichert und mehr Klammern gesetzt werden. Vor allem werden jetzt aber viele Dachdeckerbetriebe in Mittel- und Süddeutschland zum ersten Mal mit der Verarbeitung von Sturmklammern konfrontiert und müssen sich nun umfassend informieren. Für die Dachdecker in den Windzonen 3 und 4 ändert sich hingegen in der täglichen Arbeit grundsätzlich wenig – die kennen sich mit dem Thema Windsogsicherung in der Regel gut aus.

Werden deutsche Dächer denn jetzt wirklich sicherer?

Auf jeden Fall, und dies gilt vor allem für die gefährdeten Bereiche der Dachfläche. Nehmen wir beispielsweise den Sturm Kyrill: Damals hatten wir auch hier im Sauerland, also in der Windzone 1, starke Schäden zu beklagen. Sollte sich so ein Sturm demnächst wiederholen, dürfte es solche Schäden bei korrekter Umsetzung der neuen Regeln nicht mehr geben. Daher gehen die Änderungen meiner Meinung nach in die richtige Richtung.

Wie informiert FOS das Dachdeckerhandwerk?

Wir haben vor allem Seminare angeboten, und zwar sowohl bei der Bedachungsindustrie als auch bei den Händlern vor Ort. Weiterhin haben wir das Handbuch »Professionelle Windsogsicherung« erstellt – ein detailliertes Nachschlagewerk, das wir den Dachdeckern auf Anfrage kostenlos zur Verfügung stellen. Auf unserer Internetseite bieten wir zudem Windsogberechnungen an. Außerdem stehen unsere Anwendungstechniker den Dachdeckern natürlich für Fragen zur Verfügung – die Kollegen haben momentan sehr viel zu tun.

Welche Veränderungen bringen die neuen Fachinformationen für Ihr Unternehmen mit sich?

Erfreulich ist natürlich, dass wir momentan im Zweischichtbetrieb arbeiten müssen, um die Nachfrage im Frühjahr befriedigen zu können. Wir sind andererseits aber auch ständig damit beschäftigt, die Wirksamkeit der Befestigung nach europäischer Norm zu messen: Bei uns testen momentan drei Mitarbeiter ununterbrochen nur Ziegel-/Klammerkombinationen.

Herr Kaemper, wir bedanken uns für das Gespräch.

Jan Kaemper ist Geschäftsführer des Sturmklammerherstellers FOS. Foto: FOS

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