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Lutz Detring ist Innungsobermeister der Dachdecker-Innung Bremen und Geschäftsführer der Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH mit rund 60 Mitarbeitern. Der erfahrene Dachdeckermeister kritisiert, dass sich viele Dachdecker nur unzureichend mit dem Thema Brandschutz auseinandersetzen. Das dachbaumagazin hat sich mit Lutz Detring über dieses »heiße« Thema unterhalten.

»Direkt nach einem Brand keine Aussage machen.« 

Lutz Detring ist Innungsobermeister der Dachdecker-Innung Bremen und Geschäftsführer der Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH mit rund 60 Mitarbeitern. Der erfahrene Dachdeckermeister kritisiert, dass sich viele Dachdecker nur unzureichend mit dem Thema Brandschutz auseinandersetzen. Das dachbaumagazin hat sich mit Lutz Detring über dieses »heiße« Thema unterhalten.

dachbaumagazin: Herr Detring, die Dachdecker sind als »Brandstifter der Nation« verschrieen – ist das Polemik oder steckt in der Aussage ein wahrer Kern?

Lutz Detring: Gebäudebrände werden in der Tat sehr oft von uns Dachdeckern verursacht, da wir auf der Baustelle ständig mit offener Flamme arbeiten. Alle Feuerwehrleute, die schon ein bisschen länger dabei sind, wissen das …

Wie sollte sich ein Dachdecker im Brandfall auf der Baustelle verhalten und welche Ausrüstung sollte in der Nähe sein?

Feuerlöscher und Axt müssen auf jeder Baustelle griffbereit sein. Die Axt ist wichtig, weil sich viele Brände hinter Verkleidungen ausbreiten, wo sich bei alten Dachstühlen z.B. oft noch Sägemehl befindet. Diese Verkleidungen müssen dann mit Gewalt aufgeschlagen werden, um den Brand löschen zu können. Außerdem sollen meine Leute stets einen Notfallkoffer dabeihaben, um Brandverletzungen kühlen und mit Salbe versorgen zu können.

Welche Dacharbeiten sind in Sachen Brandgefahr besonders heikel?

Besondere Vorsicht sollte man bei Fassaden mit Hinterlüftung walten lassen, da sich die Flammen hier durch den Kamineffekt sehr schnell ausbreiten können. Weiterhin sind auch Flachdächer mit Holz im Dachaufbau nicht ungefährlich. Dabei ist es nicht so schlimm, wenn es auf der Dachfläche brennt – dort kann man die Flamme austreten und fertig. Gefährlich wird es, wenn die Flamme in einen zweischaligen Dachaufbau reinschlägt und das Feuer dort im Verborgenen glimmt. Deshalb ist die sogenannte Brandwache auch keine Schikane, sondern bei einigen Dachaufbauten sehr sinnvoll.

Stichwort Versicherung: Wie ist bei einem Brand auf dem Dach eigentlich die Rechtslage?

Bei einem Brand, der vom Dachdecker verschuldet wurde, zahlt zunächst die Hausversicherung des Kunden, die dann wiederum die Haftpflichtversicherung des Dachdeckers in Regress nimmt, wobei diese stets nur den Zeitwert erstattet. Hier ist es für alle Dachdecker wichtig, die Höhe ihrer Haftpflichtversicherung nicht zu niedrig anzusetzen: Während 1 Million Euro für ein Einfamilienhaus genug sind, reicht diese Summe im Industriebau bei Weitem nicht aus. Weiterhin rate ich jedem Dachdecker, direkt nach einem Brand keine Aussage zu machen, auch nicht gegenüber der Polizei. Dies sollte man erst nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt und dem zuständigen Versicherungsberater tun.

Hat es auf Ihren Baustellen auch schon gebrannt?

Ja, in den letzten beiden Jahren hatten wir jeweils einen Brand mit einer Schadenssumme von rund 50 000 Euro. Das Thema ist also nicht an den Haaren herbeigezogen.

Wie unterweisen Sie Ihre Leute in Bezug auf den Brandschutz?

Ich spreche dieses Thema in regelmäßigen Abständen immer wieder an, um die Mitarbeiter zu sensibilisieren. Denn es ist ja so: Wenn es gerade gebrannt hat, passen in den nächsten Wochen natürlich alle Kollegen besonders gut auf, aber nach sechs Monaten ist das wieder vergessen. Deshalb haben wir im Betrieb regelmäßig Brandschutz-Schulungen. Meine Aufgabe als Geschäftsführer ist es, das Thema immer wieder aufzuwärmen und natürlich stets mit gutem Beispiel voranzugehen.

Welche Rolle spielt derzeit der Brandschutz in der Dachdeckerausbildung?

Leider überhaupt keine. Deswegen habe ich bei uns in Bremen angeregt, in der Berufsschule Brandschutz-Lehrgänge durchzuführen, die wir in Kooperation mit der Feuerwehr auf die Beine gestellt haben.

Herr Detring, wir bedanken uns für das Gespräch.

Lutz Detring ist Innungsobermeister der Dachdecker-Innung Bremen und wünscht sich von seinen Kollegen mehr Aufmerksamkeit für den Brandschutz.

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