Werbung
Werbung

Karl-Heinz Krawczyk ist nicht nur Dachdeckermeister, Unternehmer und Landesinnungsmeister von Baden-Württemberg, sondern auch begeisterter Netzwerker. Weiterhin ist er als Coach tätig und hält regelmäßig Vorträge. dachbaumagazin hat sich mit Karl-Heinz Krawczyk über den Sinn des Netzwerkens im Handwerk und seine Bedeutung für einen modernen Betrieb unterhalten.

Karl-Heinz Krawczyk

Unternehmer Karl-Heinz Krawczyk schätzt Netzwerken auch in finanzieller Hinsicht als gewinnbringend ein

dachbaumagazin  Herr Krawczyk, warum ist Netzwerken für Unternehmer im Dachdeckerhandwerk wichtig?

Karl-Heinz Krawczyk: Wenn man es richtig macht, sorgt ein Netzwerk dafür, dass man erfolgreicher ist. Dabei gibt es drei wesentliche Bereiche, die für Handwerker von Bedeutung sind. Erstens der meiner Meinung nach besonders wichtige Austausch mit Berufskollegen, dann die Social-Media-Aktivitäten, wo man auf sich aufmerksam machen kann und schließlich die rein betrieblichen Kontakte zu Architekten, Planern und Kunden. Ich persönlich probiere dabei stets, Win-win-Situationen herzustellen und keine einseitigen Kontakte zu pflegen.

Welche Voraussetzungen muss ein Handwerker mitbringen, um ein guter Netzwerker zu sein?

Nicht viele, im Grunde genommen geht es um die alte Weisheit »Tue Gutes und rede darüber«. Der Unternehmer und sein Betrieb müssen für andere sichtbar werden. Sie können nicht netzwerken, wenn Sie keiner kennt.

Wie sollte ein Handwerker-Netzwerk idealerweise aussehen?

Das Netzwerk für Dachdecker beginnt dort, wo am besten verstanden wird, was wir benötigen: in der Innung. Ich kann jedem Kollegen nur raten, hier Mitglied zu werden. Die Innung ist die Anlaufstelle für viele Probleme, außerdem erhalten die Mitglieder Kontakte zu Herstellern und Lieferanten und lernen schnell andere Betriebe in ihrer Umgebung kennen. Außerdem halte ich auch ein Netzwerk zu angrenzenden Gewerken für wichtig: Wenn ich Gerüstbau-, Maler- und Klempnerbetriebe kenne und zudem vielleicht auch noch Energieberater und Planer mitbringe, kann ich dem Bauherrn alles aus einer Hand anbieten und dabei auch eigene Qualitätsvorstellungen durchsetzen.

Es geht im Grunde um eine alte Weisheit: Tue Gutes und rede darüber.

Welche Schritte sind wichtig, um ein Netzwerk aufzubauen?

Ich muss vor allem ins Gespräch kommen und außerdem mein Fachwissen stetig erweitern. Viele Handwerkskollegen schauen im anstrengenden Tagesgeschäft nicht über den Tellerrand. Sie können sich dann gar nicht weiterentwickeln, weil sie oft gar nicht wissen, was heute alles möglich ist – Stichwort Digitalisierung. Die Frage ist: Wie komme ich an Informationen, die ich in der Freizeit konsumieren kann? Ich habe mir viel neues Fachwissen über Podcasts rangeholt – Sie können einfach joggen oder mit dem Hund rausgehen und nebenbei Ihr Fachwissen erweitern oder sich Inspiration holen. Und mit diesem Input lässt sich dann auch das Netzwerk wieder gezielt erweitern.

Wie viel Zeit investieren Sie in die Pflege Ihrer Netzwerke?

In der Woche sind das drei bis fünf Stunden. Diese Zeit ist sehr gut investiert, denn das Schlimmste, was ich als Unternehmer tun kann, ist nicht zu netzwerken. Älteren Kollegen, die sich das nicht zutrauen, kann ich nur raten, diese Aufgabe an einen jungen Mitarbeiter zu delegieren.

Was bringt ein Netzwerk aus wirtschaftlicher Sicht?

Ich spare 30 bis 50 Prozent Zeit und Kosten und habe darüber hinaus viel mehr Zeit für andere Dinge – und auch mehr Freizeit.

Herr Krawczyk, vielen Dank für das Gespräch.

Unsere drei neuesten Interviews

  • Der Dachdecker- und Klempnerbetrieb J. A. Burghart ist, wie so viele Handwerksbetriebe, händeringend auf der Suche nach neuen Fachkräften und will dabei nun neue Wege gehen. Die beiden Geschäftsführer, Tobias Kalms und sein Vater Herbert Kalms, werden die Bewerber demnächst zum Gespräch aufs Dach des Olympiastadions bitten und haben uns vorab von ihrer Aktion erzählt.

  • Katrin Detring-Pomplun

    Katrin Detring-Pomplun ist Dachdeckermeisterin und seit 2008 Geschäftsführerin der Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH aus Bremen – mit über 120 Mitarbeitern einer der großen Betriebe in Deutschland. Das bedeutet viel Arbeit, doch die 41-Jährige findet trotzdem Zeit, sich intensiv um das Zukunftsthema Ausbildung zu kümmern.

  • Dirk Suchardt

    Dirk Schuchardt ist 36 Jahre alt und hat 2022 von seinem Vater die Geschäftsführung des Dachdeckerbetriebs Schuchardt GmbH übernommen. Im Auftrag des Wohnungsbauunternehmens Nassauische Heimstätte hat er in Kelsterbach zwei Flachdächer mit gebrauchten Kunststoffbahnen abgedichtet (siehe Beitrag ab Seite 24). Wir haben mit ihm über diesen in Deutschland einzigartigen Auftrag gesprochen.

Weitere Interviews