Krieg in der Ukraine

31. März 2022, 9:00 Uhr | Jessica Stütz
Dr. h. c. Josef Frank ist Sachverständiger, Dachdecker- und Klempnermeister sowie Obermeister der Innung für München und Oberbayern

Josef Frank ist Dachdecker- und Klempnermeister, Sachverständiger und Obermeister der Dachdecker-Innung für München und Oberbayern. Er hat die Ehrendoktorwürde der Ingenieurpädagogischen Hochschule in der ukrainischen Großstadt Charkiw und pflegt enge Beziehungen zu dem Land. Unmittelbar nach Kriegsbeginn hat er daher begonnen, mit seinen Innungskollegen einen Spendenaufruf zu organisieren.

Dr. h. c. Josef Frank ist Sachverständiger, Dachdecker- und Klempnermeister sowie Obermeister der Innung für München und Oberbayern
Dr. h. c. Josef Frank ist Sachverständiger, Dachdecker- und Klempnermeister sowie Obermeister der Innung für München und Oberbayern

dachbaumagazin Herr Frank, welchen Bezug haben Sie zur Ukraine?

Josef Frank: Mein Großvater war im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtssoldat bei der Luftwaffe in Charkiw stationiert. Daher kannte ich die Stadt schon als Kind aus seinen Erzählungen. Im Rahmen meines Gebäudemanagement-Studiums wurde ich dann 2012 von einem Professor gefragt, ob ich bereit wäre, an der Ingenieurpädagogischen Hochschule in Charkiw ehrenamtlich eine Vorlesung über das deutsche Dachdecker- und Klempnerhandwerk zu halten. Da habe ich sofort zugesagt, halte seitdem jedes Jahr einen Vortrag dort und erhielt deswegen 2021 die Ehrendoktorwürde der Hochschule.

Welchen Eindruck hat das Land auf Sie gemacht?

Ich habe die Menschen dort als sehr nett, gastfreundlich und auch sehr westlich orientiert wahrgenommen. Ich hatte an der Hochschule natürlich vor allem mit jungen Menschen Kontakt, und da fiel mir auf, dass fast alle Englisch sprechen können.

„Bei diesem Krieg wird es nur Verlierer geben.“

Wie war Ihre Reaktion, als Sie Ende Februar vom russischen Einmarsch in die Ukraine erfahren haben?

Ich war natürlich völlig schockiert und habe sofort Elena Veprytska, meine Mentorin an der Hochschule in Charkiw, angerufen und gefragt, ob ich irgendetwas tun kann. Ich habe dann zunächst eine private Spende für die Kriegsopfer in der Ukraine geleistet und anschließend in der Innung und im Landesverband Bayern mitgeholfen, einen Spendenaufruf unter dem Motto »Dach für die Ukraine« zu organisieren. Wir haben dazu eine Presseaussendung gemacht, die mittlerweile über den ZVDH an sämtliche Landesverbände des Dachdeckerhandwerks in Deutschland weitergeleitet wurde.

Für wen ist das Geld bestimmt?

Damit unsere Spendengelder nicht in falsche Hände geraten, sondern professionell dort landen, wo sie am meisten gebraucht werden, haben wir uns für eine Zusammenarbeit mit der RTL-Stiftung »Wir helfen Kindern« entschieden (die Bankdaten für Spenden stehen im Kasten unten). Dort dürfen übrigens auch gerne alle Nicht-Dachdecker, die helfen wollen, eine Spende leisten.

Wie schätzen Sie die humanitäre Situation in der Ukraine ein?

Das ist alles ganz fürchterlich, aber eine realistische Einschätzung ist von Deutschland aus nicht möglich. Nur eines ist klar: Bei diesem Krieg wird es nur Verlierer geben, und das tut mir wahnsinnig leid für die Menschen in der Ukraine. Man kann nur hoffen, dass das Land seine Freiheit behält. Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Ukraine als Zulieferer und Kornkammer Europas Mitglied der EU wird.

Herr Frank, vielen Dank für das Gespräch.


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