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Dachdeckerin Jana Siedle aus Furtwangen hat sich beim Bundesentscheid 2022 im Praktischen Leistungswettbewerb gegen die anderen Landessieger durchgesetzt und ist nun deutsche Meisterin der Dachdecker. Als Siegerin in einem von Männern dominierten Beruf ist sie derzeit sehr gefragt. Zeit für die Fragen der Redaktion dachbau magazin hat sie sich trotzdem genommen.

Jana Siedle

Hauptarbeitsprobe der deutschen Meisterin Jana Siedle: Holzschindel­deckung mit eingebundener Hauptkehle (Foto: Laura A. Herzmann)

dachbaumagazin: Frau Siedle, wie fühlen Sie sich als Deutsche Meisterin und was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?

Jana Siedle: Ich habe da gar nicht mit gerechnet. Deutscher Meister – das kannte ich bisher nur aus dem Sport. Aber ich bin schon stolz, dass ich meine Ausbildung als Dachdeckerin mit so einem tollen Ergebnis abschließen konnte.

Wie sind Sie auf den Dachdecker­beruf aufmerksam geworden?

Mit 13 Jahren habe ich beim Girls Day einen Tag beim Betrieb Braun & Heine Bedachungen ver­bracht, für den ich auch heute noch arbeite. Damals hatte ich viel Spaß auf der Baustelle und in der Blechwerkstatt, habe dann auch ein Praktikum dort gemacht und anschließend in jeden Ferien bis zum Abitur dort gear­beitet. Obwohl ich anfangs unsi­cher war, habe ich mich dann für die Ausbildung entschieden, was die absolut richtige Entscheidung war. Das Arbeiten auf dem Dach macht mir echt viel Freude.

Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich einmal deutsche Meisterin werde.

Wie haben Sie sich für den Bundesentscheid qualifiziert?

Ich habe den praktischen Teil meiner Gesellenprüfung am 8. Februar 2022 abgelegt und war damit zunächst auf Kammer­ ebene und am 5. Oktober sogar auf Landesebene die Beste. Das war für mich die Qualifikation für den Bundesentscheid in Mayen.

Aus welchen Aufgaben bestand der Wettbewerb in Mayen?

Aus einer Hauptarbeitsprobe, für die ich sieben Stunden Zeit hatte sowie zwei kleineren praktischen Arbeiten in den Bereichen Fassa­de und Flachdach, für die jeweils etwas mehr als zwei Stunden vorgesehen waren. Für meine Hauptarbeitsprobe habe ich eine Holzschindeldeckung mit einge­bundener Hauptkehle gewählt (siehe Bild oben), für die ich viele Schindeln vor Ort mit dem Schin­delbock anpassen musste, damit ich sie zum Beispiel als Unter­läufer einsetzen konnte. Knapp eine Stunde nach Fertigstellung kam dann auch schon das Ergeb­nis: Ich konnte es erst gar nicht fassen, dass ich tatsächlich ge­wonnen hatte.

Nach diesem Erfolg waren Sie für die Presse sehr gefragt, oder?

Ja, ich habe in den letzten Wo­chen wirklich viele Interviews ge­geben. Das ZDF und der SWR wa­ren da, Antenne 1 und natürlich auch unsere Lokalpresse.

Zwei Frauen stehen beim Bundes­entscheid der Dachdecker auf den Plätzen 1 und 2 – ist das für Sie etwas Besonderes?

Ich fand es schon toll, dass wir zwei Mädels so stark waren. Frauen bekommen den Dachde­ckerberuf meiner Meinung nach genauso gut hin wie Männer, denn viele Arbeiten sind einfach eine Frage der Technik.

Wie sehen nach dem Bundessieg Ihre Zukunftspläne aus?

Da habe ich keinen festen Plan. Ich möchte einfach auf dem Dach möglichst viele Erfahrungen sammeln. Es kommt ja eh immer alles anders, als man denkt – ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal deutsche Meisterin werde.

Frau Siedle, vielen Dank für das Gespräch.

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