Eigentlich wollte der Architekt und Investor David Wodtke einfach nur auf einem Hochbunker wohnen. Im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim fand sich ein passendes Exemplar, in dem heute inklusive Anbau 90 Bewohner in 28 Wohneinheiten leben (siehe Beitrag ab Seite 20 in diesem Heft). Wir haben uns mit David Wodtke über schwierige Bausubstanz und die Faszination Bunker unterhalten.
dachbau magazin: Herr Wodtke, was fasziniert Sie eigentlich so an alten Bunkern?
David Wodtke: Mit 16 Jahren habe ich in Berlin den Bunker Friedrichstraße gesehen und hatte sofort Bock, mir da eine Wohnung draufzubauen. Den Bunker hat dann ein Künstler gekauft und genau das gemacht, da war ich natürlich begeistert. Dort zu wohnen ist einfach eine prädestinierte Lage über allem, und deshalb bin froh, dass ich den Hochbunker in Düsseldorf erwerben konnte und seit einem halben Jahr dort oben wohnen darf.
Sie haben den Hochbunker für eine gemischte Nutzung mit vielen Wohnungen umgebaut. Wie geht man mit so einer Bausubstanz um?
Die Rechnung war folgende: Ich habe nur den Preis für das Grundstück bezahlt, und der Rohbau stand bereits drauf. Nun galt es, die Schneidkosten für die Fenster im Bunker unter den Kosten für einen neuen Rohbau zu halten, um kein Minus zu machen. Das ist die wirtschaftliche Seite. Auf der Baustelle war das eine unglaublich laute und schmutzige Arbeit, schließlich haben wir insgesamt 2800 Tonnen Beton aus dem Bunker geschnitten. Dafür kamen eine Diamantseilsäge und eine sehr große Kreissäge mit einem Sägeblatt, das stolze 1,40 m im Durchmesser hatte, zum Einsatz.
Wir haben insgesamt 2800 Tonnen Beton aus dem Bunker geschnitten.
Der Bunker hat eine große PV Anlage, zwei intelligente Strom speicher und ein Blockheizkraftwerk. Warum sind Ihnen regenerative Energie und moderne Technik so wichtig?
Ganz platt gesagt: Wenn die Nebenkosten gering sind, kann die Kaltmiete höher sein. Ich habe schon immer energieeffiziente Häuser gebaut und das war auch fast immer wirtschaftlich sinnvoll.
Wir groß ist die PV-Anlage und was leistet sie?
Die Photovoltaikmodule sind zusammen rund 360 m2 groß und leisten 60 kW. In Kombination mit den Speichern erreichen wir einen Autarkiegrad von 98 Prozent, müssen also nur zwei Prozent unseres Stroms aus dem öffentlichen Netz beziehen. Die PVAnlage wurde auf dem Flachdach des neuen Anbaus errichtet, da auf dem Bunkerdach eine Mobilfunkantenne mit einem langfristigen Vertrag sowie unsere Klimaanlage steht. Zudem wäre die Lagesicherung der Module in 40 m Höhe schwieriger und teurer gewesen als auf dem Anbau, der nur 16 m hoch ist. Dort reichte eine handelsübliche Ballastierung, um die Module sicher auf dem Dach zu verankern.
Sie bieten Ihren Bewohnern sogenannten Mieterstrom an. Wie funktioniert das?
Das klappt super. Unser Strom liegt zehn Prozent unter dem Standardpreis, weshalb alle Mieter sofort dabei waren. Mieterstrom ist ökologisch sinnvoll, eine finanzielle Entlastung für die Mieter und damit auch wirtschaftlich vernünftig. Für mich als Stromverkäufer bedeutete der Mieterstrom aber zunächst eine Menge Arbeit: Ich musste zum Beispiel eine eigene Firma gründen, um den Strom überhaupt verkaufen zu dürfen.
Was sagen eigentlich die altein gesessenen Nachbarn im Viertel zum neu genutzen Bunker und der langen Bauphase?
Es gab viel positive Resonanz in Gerresheim, zumal im Bunker ja sehr unterschiedliche soziale Schichten wohnen. Ich hatte große Unterstützung im Bauamt, wo man sehr lösungsorientiert war, und die Nachbarn haben in der Bauzeit viel Verständnis gehabt. Gerresheim ist halt ein Arbeiterviertel, und da sagen die meisten Leute: »Das muss ja gebaut werden.«
Sie selber wohnen seit sechs Monaten auf dem Hochbunker in zwei aufgestockten Geschossen. Wie lebt es sich da?
Toll! Der Bunker ist städtebaulich ja das Eingangstor zum Viertel, und ich wohne dort auf den Etagen 7 und 8. Die Nachbarhäuser haben maximal vier Stockwerke, und da ist die Aussicht über die Dächer natürlich sehr, sehr schön. Ich bin zwar erst 39, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, da oben auf dem Bunker alt zu werden.
Herr Wodtke, vielen Dank für das Gespräch.