Im April 2021 waren vor allem Bauholz und Dämmstoffe Mangelware auf den Baustellen. dachbau magazin hatte sich damals schon mit Ruediger Thaler, Geschäftsführer der Landesinnung des Dachdeckerhandwerks Berlin, über die missliche Lage unterhalten. Acht Monate später gibt es zwar wieder Holz, dafür sind viele andere Baustoffe knapp und teuer. Zeit für ein kurzes Interview-Update.
dachbau magazin Herr Thaler, wie sieht die aktuelle Situation auf dem Baustoffmarkt aus?
Ruediger Thaler: Die Situation ist immer noch angespannt. Einziger Lichtblick ist das Bauholz, hier haben sich Preise und Lieferfristen im dritten und vierten Quartal 2021 merklich entspannt.
Für fast alle anderen wichtigen Dachbaustoffe haben wir Signale aus der Industrie erhalten, dass die Preise 2022 von einem ohnehin schon hohen Niveau nochmal deutlich steigen werden. Konkret heißt das: Dachziegel, Dämmstoffe und Bitumen könnten um bis zu zwölf Prozent teurer werden, Kunststoffbahnen um bis zu acht Prozent und Dachsteine um bis zu sechs Prozent. Zudem rechnen wir für dieses Jahr weiter mit langen Lieferfristen. Die Gründe für die umfassende Materialknappheit kann ich nicht klar benennen, aber es drängt sich der Gedanke auf, dass bei einigen Herstellern in der Vergangenheit Kapazitäten runtergefahren wurden, sodass die große Nachfrage jetzt nicht bedient werden kann.
Wirtschaftlich läuft es: Unsere Betriebe arbeiten an der Auslastungsgrenze.
Wie reagieren die Dachdecker in Berlin auf diese Situation?
Die Betriebe gehen mit der Situation professionell um, ich höre nur wenige Klagen. Unsere Unternehmer sind inzwischen gut informiert, machen keine Festpreise mehr und kalkulieren nach Verfügbarkeit, was die meisten Kunden auch akzeptieren. Ein gutes Zeichen ist, dass die Betriebe hohe Auftragsbestände haben – wirtschaftlich läuft es.
Das deutet trotz widriger Umstände auf gute Ergebnisse für 2021 hin, oder?
Ja, das Ergebnis fürs vergangene Jahr wird ganz sicher nicht schlecht sein. Viele Betriebe arbeiten an der Auslastungsgrenze, die Preissituation ist gut, die Margen haben sich verbessert. Und auch dem Handel geht es gut, der eilt momentan von einem Umsatzrekord zum nächsten.
Neben Materialknappheit und Fachkräftemangel sind die Coronazahlen momentan wieder ziemlich besorgniserregend. Hat die Pandemie derzeit einen merklichen Einfluss auf die Arbeit der Dachdecker?
Nein, Corona ist für uns kein Problem: Wir arbeiten draußen, wo es nur ein geringes Infektionsrisiko gibt. Es gibt zwar immer mal wieder Fälle in den Belegschaften, aber ich kenne keinen Betrieb, der wegen Corona komplett schließen musste. Die Dachdecker sind hier im Vergleich zur restlichen Wirtschaft glücklicherweise kaum betroffen, und auch in unserem Bildungszentrum gibt es bei den Lehrlingen nur wenige Fälle.
Wegen der Coronapandemie ist soeben die Branchenleitmesse Dach + Holz von Februar auf Anfang Juli 2022 verschoben worden. Was halten Sie davon?
Die Verlegung ist vor allem sehr, sehr schade, denn die Dachdecker haben sich auf die Messe gefreut. Zum neuen Termin im Sommer sind in Berlin und anderen Bundesländern schon Ferien, da müssen wir mal sehen. Aber auf der anderen Seite ist es ja ein Glück, dass es überhaupt möglich war, diesen Ausweichtermin zu bekommen.
Wie lautet Ihr Fazit für 2021?
Es war erneut ein turbulentes Jahr, aber wir Dachdecker sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Wir müssen mit der Situation zufrieden sein.
Herr Thaler, vielen Dank für das Gespräch.