Katrin Detring-Pomplun ist Dachdeckermeisterin und seit 2008 Geschäftsführerin der Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH aus Bremen – mit über 120 Mitarbeitern einer der großen Betriebe in Deutschland. Das bedeutet viel Arbeit, doch die 41-Jährige findet trotzdem Zeit, sich intensiv um das Zukunftsthema Ausbildung zu kümmern. Dafür wurde sie nun mit dem Heribert-Späth-Preis des ZDH ausgezeichnet.

Dachdeckermeisterin Katrin Detring-Pomplun setzt sich mit viel Herzblut für den Nachwuchs ein
dachbau magazin: Frau Detring Pomplun, welche Bedeutung hat das Thema Ausbildung fürs Dachdeckerhandwerk?
Katrin Detring-Pomplun: Eine riesengroße Bedeutung! Die meisten Betriebe leiden unter Fachkräftemangel, denn es gibt auf dem Arbeitsmarkt einfach keine Dachdecker. Also müssen wir ausbilden, sonst stirbt der Beruf irgendwann aus. Unser Betrieb bildet Dachdecker, Zimmerer und Bürokaufleute aus, insgesamt haben wir 2022 zehn Lehrlinge eingestellt. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle ihre Ausbildung erfolgreich beenden werden. Meine Idealvorstellung wäre, dass bei uns jedes Jahr fünf Azubis anfangen und nach drei Jahren stets allesamt die Abschlussprüfung bestehen.
Haben Sie Probleme, genug Auszubildende zu finden?
Nein, das höre ich zwar ab und an von anderen Betrieben, aber wir sind in Bremen und Umgebung schon sehr bekannt, was natürlich ein Vorteil ist. Außer dem sind wir auf Messen präsent und kooperieren mit den Schulen, sodass wir derzeit genug Bewerber für unsere Ausbildungsplätze haben. Die Probleme zeigen sich vielmehr in der Schulbildung und auch in der Disziplin sowie der grundsätzlichen Begeisterung für den Beruf, die bei vielen Azubis, um es mal vorsichtig zu formulieren, nicht gerade vorbildlich sind.
Wie gehen Sie damit um?
Wir probieren, unsere Azubis so gut es eben geht zu unterstützen und bieten beispielsweise einmal pro Woche Nachhilfe an: Lesen, Schreiben und Rechnen. Da fangen wir oft ganz unten an, aber es geht nicht anders. Schwierig ist es auch bei Azubis mit Migrationshintergrund, die nicht in Deutschland zur Schule gegangen sind. Da müssen wir im Betrieb vor allem bei der Sprache viel Hilfestellung geben.
Mein Ideal: Jedes Jahr starten fünf Azubis und werden allesamt Gesellen.
Wie haben sich die heutigen Azubis im Vergleich zu Ihrer Ausbildungszeit verändert?
Ich habe das Gefühl, dass Fleiß nicht mehr modern ist und dass viele junge Menschen nicht mehr wissen, dass Arbeit auch erfüllend sein kann. Das ist auch ein gesellschaftliches Problem: Früher war es angesehen, ein Handwerker zu sein, fleißig zu sein, auch mal samstags zu arbeiten. Heute werden die Kinder möglichst lange auf der Schule gehal ten, es wollen immer mehr Leute Abitur statt eine Lehre machen. Wir müssen Eltern, Lehrer und vor allem die Schüler wieder fürs Handwerk begeistern.
Sie tun so einiges, um diese Begeisterung wieder anzufachen. Was machen Sie konkret?
Wir trommeln regelmäßig bei Werder Bremen fürs Dachdeckerhandwerk, unter anderem in der Handballabteilung und beim »Tag der Fans«, wo die Jugendlichen bei uns auf dem Kran über die Stadt schauen oder bei der Erstellung eines Biberdachs helfen können. Zudem laden wir oft Schüler in den Betrieb ein, wo wir zusammen Vogelhäuser bauen. Viele Stadtkinder haben da zum ersten Mal ein Werkzeug in der Hand und sind hinterher stolz, etwas gebastelt zu haben. Das Wichtigste ist aber unser »Campus«, den wir mit vier an deren Dachdeckerbetrieben auf die Beine gestellt haben. Dort geben Meister und Gesellen je den Samstag PraxisNachhilfe, weswegen die Prüfungsbesten in Bremen fast immer aus diesem Kreis kommen.
Für all diese Bemühungen sind Sie jetzt vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit dem HeribertSpäthPreis aus gezeichnet worden. Was bedeutet Ihnen das?
Ich empfinde das als wichtige Anerkennung für die Mühe, die wir uns neben der täglichen Arbeit für die Ausbildung machen. Und ich bin stolz, dass unser Engagement wahrgenommen wird.
Frau Detring-Pomplun, vielen Dank für das Gespräch.