Bei der Arbeitskleidung für Dachdecker reicht das Spektrum heute von der klassischen Zunftkleidung bis zur modernen Funktionskleidung. Aber worauf müssen Dachdecker bei der Anschaffung achten? Die Redaktion hat sich darüber mit Daniel Schlachheit vom Berufskleidungshersteller FHB Original unterhalten.

Daniel Schlachheit ist bei dem Arbeitsbekleidungshersteller FHB Original angestellt
dachbau magazin: Herr Schlachheit, was muss die Arbeitskleidung für Dachdecker alles leisten können?
Daniel Schlachheit: Bequem, robust und praktisch soll sie sein, sodass man sich in seiner Arbeitskleidung wohlfühlt. Im Idealfall werden moderne Stretch-Materialien aus dem Outdoor-Bereich eingesetzt, um den Tragekomfort und die Bewegungsfreiheit auf der Baustelle zu gewährleisten. Die Gewerke der Dachdecker und Zimmerer sind mit ihrer traditionellen Kluft darüber hinaus ein »Sonderfall«. Den Charakter der Zunftbekleidung haben wir aus Überzeugung in unserer Kollektion bewahrt. Denn eine ordentliche Kluft, ob modern oder traditionell, vermittelt Vertrauen und Anerkennung auf den ersten Blick.
Sie bieten also sowohl funktionelle Berufskleidung für Handwerker als auch eine traditionelle Zunftkollektion an. Was sind hier die größten Unterschiede?
Der größte Unterschied bei den Zunfthosen sind das Materialgewicht und die Taschenlösungen. Die traditionell geschnittenen Zunfthosen aus Cord haben beispielsweise ein Flächengewicht von 400 bis 600 Gramm pro Quadratmeter. Die modernen Zunfthosen haben nur ein Flächengewicht von 200 bis 320 Gramm pro Quadratmeter. Die verschiedenen Gewichte bedeuten auch jeweils unterschiedliche Wärmegrade und ermöglichen es somit, individuell auf die Temperaturbedingungen einzugehen. Die traditionellen Hosen bieten links und rechts eine Zollstocktasche. Die modernen Zunfthosen haben durch zahlreiche Funktionstaschen hingegen die Möglichkeit, zusätzliche Werkzeuge und ein Smartphone unterzubringen.
»Die Anforderungen an Arbeitskleidung für Handwerker steigen stetig an.«
Die Wahl der verwendeten Materialien für Berufskleidung ist eine Wissenschaft für sich. Ist Baumwolle noch zeitgemäß?
Die Anforderungen an die Bekleidung steigen stetig an. Da synthetische Fasern besonders strapazierfähig und farbstabil sind, ermöglicht ihr Einsatz eine Sicherstellung der Qualität sowie der Langlebigkeit. Baumwolle ist besonders hautfreundlich und bietet dadurch ein angenehmes Tragegefühl, zudem ist sie atmungsaktiv. Ich denke, dass auch in Zukunft die Baumwolle in Kombination mit synthetischen Fasern eingesetzt wird.
Was halten Sie von Firmenlogos, Emblemen und Namenszeichen auf der Arbeitskleidung?
Personalisierte Bekleidung steigert das Teamgefühl im Unternehmen und sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert beim Kunden. Die Gefahr, dass die Bewegungsfreiheit oder die Sicherheit bei der Arbeit eingeschränkt wird, besteht kaum.
Das Thema Nachhaltigkeit wird auch bei der Arbeitskleidung immer wichtiger. Wie nimmt sich Ihr Arbeitgeber der Themen »Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen« oder »Reparaturen und Recycling« an?
Nachhaltigkeit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Unsere Bekleidung ist sehr robust und kann dadurch lange getragen werden. Wenn eine Hose dann im Knie durchgearbeitet ist, kann diese gekürzt und dann als kurze Hose weitergetragen werden. In der Logistik versenden wir einen Großteil unserer Arbeitskleidung ohne Folienverpackung. In der Entwicklung entstehen bereits Produkte mit Polyester aus recycelten Fasern.
Immer mehr Frauen wollen ein Handwerk erlernen. Wie reagieren Sie als Hersteller von Arbeitskleidung auf diese erfreuliche Entwicklung?
Die Weiterentwicklung der Zunftkollektion für Damen ist ein aktuelles Thema. Ein besonderes Augenmerk legen wir bei der Entwicklung von Damenzunft auf die Passform und die Funktionalität, damit die Bekleidung für Damen genauso funktioniert wie die der männlichen Kollegen. Auf der Messe Dach und Holz im Sommer 2022 hatten wir die Möglichkeit, die Wünsche und Anregungen der Frauen im Handwerk aufzunehmen.
Herr Schlachheit, vielen Dank für das Gespräch.