Neubau mit silberner Karosserie

31. Oktober 2022, 7:00 Uhr | Jessica Stütz

Früher einmal galt das Fahren eines Sportwagens, eines Roadsters, eines Coupés oder eines Cabriolets als Ausdruck persönlicher Individualität. Film- und Bühnenstars, Spitzensportlern, Damen und Herren der Politik und der feinen Gesellschaft war es keinesfalls gleichgültig, mit welchem Vehikel sie vorfuhren oder ob sie gar verwegen genug waren, selbst hinter dem Volant Platz zu nehmen. Wer zu Beginn der Massenmotorisierung hierzulande einen „Sportwagen“ fuhr, zeigte nicht nur, dass er über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügte, sondern außerdem auch, dass er ein harter Bursche war, dem Sportlichkeit deutlich mehr bedeutete als Komfort.

Heute sehen Sportwagen nicht nur anders aus und sind ungleich angenehmer zu fahren, sondern werden den betuchten Kunden auch in entsprechenden Verkaufshallen mit ansprechender Architektur präsentiert. Das erste Gebäude mit der neuen Markenarchitektur von Porsche wurde vor Kurzem im Dortmunder Stadtteil Holzwickede fertiggestellt. Das Markenzeichen des Neubaus: eine silberne Fassade mit perfekten Details.

Corporate Design und Architektur

Waren 1950 in Deutschland eine gute halbe Million Autos zugelassen, sind es heute bereits knapp 50 Millionen. Man kann also sagen, dass es heute fast hundertmal so schwierig ist, seiner automobilen Exklusivität Ausdruck zu verleihen. Weiterhin wurde der Hauch des Abenteuers, der Sportwagen einst umgab, längst durch ein werbegestütztes Image abgelöst; Sportwagen sind heute wind- und regendicht gebaut, vollständig klimatisiert, mit dem Internet verbunden und mit reichhaltiger Unterhaltungselektronik ausgestattet.

Und statt junger Wilder, die im Straßenverkehr durch Waghalsigkeit auffallen, besteht der Kundenstamm heute zu mehr als 80 Prozent aus männlichen „Best Agern“, die einen gewissen „Lifestyle“ kultivieren. Um diese Kunden zu halten und neue hinzuzugewinnen, braucht es das identitätsstiftende Wir-Gefühl einer „Community“. Ein solches benötigt ein stringentes Corporate Design (CD), das sich hervorragend über Gebäude vermitteln lässt. Ob ein Kunde in Europa, in Asien oder Südamerika reist, der Hersteller seines Fahrzeugs ist schon dort und heißt ihn mit einem einheitlichen Auftritt willkommen. Der Wiedererkennungswert ist da, die Marke funktioniert.

Neubau mit silberner Karosserie

Blick aus dem Obergeschoss des Neubaus auf die große Verkaufsfläche (Fotos: Alucobond/André Müller und Kay Rosansky)
Hochwertige Architektur für hochwertige Autos: Die Nachtaufnahme verdeutlicht den Kontrast von Aluminium, Verglasung und dezenter Beleuchtung
Die »gläserne Werkstatt«: Aus dem Verkaufsraum können die Kunden zusehen, wie auf 2200 m2 an historischen und aktuellen Porsches geschraubt wird

Alle Bilder anzeigen (3)

Damit ein solches Konzept weltweit umsetzbar ist, sind verschiedene Aspekte zu beachten. Der globale Universallook muss über eine gewisse stilistische Neutralität in den verschiedenen Kulturen Akzeptanzerlangen. In diesem Fall stand für die Fassade die Heckpartie der Modellreihe 911 Pate; ein kluger Einfall, denn auf die Formensprache dieser Stilikone können sich ganz sicher alle Porsche-Kunden auf dem gesamten Erdball verständigen. Außerdem müssen Konstruktion und Bauweise des Gebäudes universell sein. Es ist unabdingbar, dass nicht nur die benötigten Materialien überall verfügbar sind, sondern auch die Fachleute, welche die Details vor Ort planen und ausführen. Beton- und Stahlbau, aber auch die verwendeten Aluminiumverbund-Fassadenplatten von Alucobond sind auf allen Kontinenten zu Hause und können sämtlichen auf dem Erdball gestellten bauphysikalischen Anforderungen gerecht werden.

Blaupause für die Welt

Der Prototyp dieses neuen Autohauses wurde im kalifornischen Palm Springs errichtet, der hier gezeigte, mittlerweile bis ins Detail ausgereifte Bau entstand in einem Industriegebiet am Rande von Dortmund – und beide transatlantischen Geschwister sollen die Blaupause liefern für insgesamt 900 Verkaufsstätten auf dem Planeten. Damit Investoren nicht verschreckt werden und Anpassungen an lokale Gegebenheiten möglich bleiben, wurde das Design modular aufgebaut. So können Modifikationen schrittweise erfolgen, was den gesamten Prozess etwas in die Länge ziehen wird.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!