In den Fels gebaut

29. November 2022, 7:00 Uhr | Jessica Stütz

Auf der felsigen Kykladeninsel Serifos liegt an einer abgelegenen Bucht ein ungewöhnliches Ferienhaus namens „Ncaved“, das vollkommen in die Erde hineingebaut ist. Dieser Besonderheit verdankt es seinen Namen: „Encaved“ heißt wörtlich „eingegraben“. Genau diese unterirdische Bauweise schützt das Gebäude vor Sonne und Wind und lässt es zum unmittelbaren Bestandteil der Landschaft werden. Perfekt macht das Ganze eine Dachbegrünung mit heimischen, dürretoleranten Arten, welche die 360 m2 große Dachfläche förmlich in der Erde verschwinden lässt.

Wo ist das Ferienhaus?

Die griechische Insel Serifos gehört zur Inselgruppe der Kykladen im Ägäischen Meer. Immerhin 33 der über 200 Kykladeninseln sind bewohnt und Serifos ist nach einer Vergangenheit mit Bergbau und Metallgewinnung über einen Zeitraum von fünf Jahrtausenden heute eine reizvolle Urlaubsinsel mit schroffen Landschaften, baumlosen Hügeln, rauen Winden und malerischen Stränden an der felsigen Küstenlinie.

In den Fels gebaut

Hallo Nachbar: Das traditionelle Gebäude auf der gegenüberliegenden Halbinsel verdeutlicht im Kontrast das radikale Konzept des neuen Ferienhauses (Fotos: inco/Yiorgis Yerolymbos, Mold Architects und Egreen)
Harmonischer geht es kaum: Holzlamellen, Steinmauern und Wasserflächen – das Gebäude nimmt Farben und Elemente aus der Umgebung auf
Die 360 m2 große Dachbegrünung lässt den archaischen Baukörper in der Hügellandschaft verschwinden. Haus und Umgebung werden hier förmlich eins

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An der Ostküste der Insel plante das in Athen ansässige und bereits mehrfach ausgezeichnete Architekturstudio Mold Architects ein Privathaus, das seinesgleichen sucht. Es muss tatsächlich gesucht werden, weil es sich beinahe perfekt in der Erde versteckt. In die Erde zu bauen ist gerade in Griechenland ein Trend, da es durchaus sinnvoll ist, ein Gebäude auf diese Weise vor Sonne und Wind zu schützen. Gleichzeitig ergibt sich hier durch die Hanglage eine atemberaubende Aussicht auf die Ägäis. So bleibt die hügelige Landschaft der Insel fast unberührt und der Blick unverbaut.

Keilförmige Architektur

Die Form des Baukörpers folgt dem sanften Gefälle des 6000 m2 großen Grundstücks, das auf einem felsigen Hang liegt. Es fällt sofort auf, dass klare Linien die Form des Ferienhauses dominieren, denn die Architekten projizierten ein rechteckiges Raster über den Hang, woraus sie Körper und Hohlräume über insgesamt drei Ebenen auf rund 400 m2 Wohnfläche ausbildeten: Schlaf- und Wohnbereich sowie ein Gästezimmer auf der untersten Ebene. Elegante Innen- und Außentreppen verbinden alles miteinander. Die terrassenförmige Anordnung der Räume und die keilförmige Architektur ermöglichen auf allen Etagen weite Ausblicke in die karge Landschaft und aufs blaue Mittelmeer.

Spiel mit Licht und Schatten

Im Inneren prägen die Blicke auf das Meer den Raumeindruck ebenso wie rückwärtig gelegene offene Fenster zu einem begrünten Lichthof. Beides schafft die intensive visuelle Verbindung von Innen- und Außenraum. Das ist auch funktional, denn dort, wo eigentlich die dunkelste Stelle des Gebäudes zu erwarten wäre, leitet der Lichthof Tageslicht bis in die unterste Etage. Das Spiel mit Licht und Schatten hat bei Wohnungen, die in die Erde gebaut sind, eine besondere Bedeutung und ist im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zu berücksichtigen. Auffällige Licht- und Schattenmuster erzeugen auch die Holzlamellen der Pergolaüberdachung.


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