Eine Schüssel Kunst

26. November 2020, 7:00 Uhr | Jessica Stütz

Die holländische Hafenstadt Rotterdam ist bekannt für ihre kühne, avantgardistische Architektur. Jüngstes Beispiel dafür ist das neue Depotgebäude für das renommierte Museum Boijmans Van Beuningen: Unmittelbar angrenzend an den backsteinernen Bestandsbau aus den 1930er-Jahren ist eine 40 m hohe Halbkugel mit schillernder Spiegelfassade entstanden, auf deren Dachlandschaft ein lichter Birkenwald angepflanzt wurde. Für die wasser- und luftdichte Abdichtung der Außenhülle kamen EPDM-Streifen zum Einsatz, und für die Abdichtung der Dachfläche wurde eine wurzelfeste EPDM-Bahn verwendet.

Das erste Schaulager der Welt

Das zwischen 1928 und 1935 nach Plänen des Architekten Ad van der Steur errichtete und seitdem mehrfach erweiterte Rotterdamer Museum Boijmans Van Beuningen besitzt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen in den Niederlanden. Neben Arbeiten von Pieter Brueghel dem Älteren sind hier auch Werke von Rembrandt oder Vincent van Gogh zu sehen. Ab 2021 wird das Haus durch ein neues Depot ergänzt. Anders als die Bauaufgabe zunächst vermuten lässt, ist der Neubau aber nicht als verborgenes Archiv, sondern weltweit zum ersten Mal als öffentlich zugängliches Schaulager konzipiert. Auf sechs Ebenen mit einer Nutzfläche von insgesamt 16 000 m² erhalten die Besucher damit einen umfassenden Einblick in die rund 150 000 Objekte zählende Sammlung des Museums.

Eine Schüssel Kunst

Stadtwald: Die 75 Birken wurden per Seilzug aufs Dach transportiert (Foto: Winy Maas)
Im Spiegel: Die mehrstämmigen Bäume sind bereits bis zu 15 Jahre alt (Foto: Norbert Waalboer Fotografie)
Der Bauplatz des neuen Depotgebäudes aus der Vogelperspektive: Rechts im Bild ist ein Flügel vom Museum Boijmans Van Beuningen zu sehen (Foto: Ossip van Duivenbode)

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Verspiegelte Schüssel

Aus dem Wettbewerb für den Neubau war 2013 das renommierte Rotterdamer Büro MVRDV als Sieger hervorgegangen. Ausgehend vom Wunsch der Auftraggeber nach einem öffentlichkeitswirksamen Entwurf, der ganz bewusst auch neue Publikumsschichten ansprechen soll, entwickelten die Planer eine 40 m hohe, leicht gestreckte und aus Betonfertigteilen errichtete Halbkugel, die mit ihrem nach oben hin größer werdenden Durchmesser an eine monumentale Schüssel denken lässt. Verstärkt wird der Kontrast zum backsteinernen Bestandsbau und zum umgebenden Museumspark durch eine vollkommen verspiegelte Außenhaut. Die schillernde Hülle setzt sich aus insgesamt 1664 verspiegelten Glaspaneelen mit einer Gesamtfläche von 6600 m² zusammen, die sich auf 26 umlaufende Ringe mit jeweils 64 Paneelen verteilen.


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