Lichtband

Ein Projekt mit grünem Fußabdruck

1. März 2023, 8:00 Uhr | Jessica Stütz

Drei Wohneinheiten plus Gemeinschafts- und Bürobereich, verbunden durch bioklimatisierte Gewächshäuser – und jede Menge natürliches Licht: Im ländlichen Erdeven in Frankreich hat eine Gruppe von Freunden ein Kollektivprojekt mit Vorbildcharakter umgesetzt. Es zeigt, wie sich nachhaltiges Bauen und Wohnen stimmig im Einklang mit der Umgebung realisieren lässt. Am Anfang stand eine Idee: Drei Freunde, die Architektur studierten, beschlossen, gemeinsam mit und für ihre Familien ein Haus in der Bretagne zu bauen.

Das Kollektiv, darunter die Architekten Benjamin Jardel und Nicolas Epaillard, deren Büro j+e Architectes das spätere Gebäude entwarf, wurde am Rande der am Atlantik gelegenen kleinen Stadt Erdeven fündig: Drei benachbarte Grundstücke, bestimmt für drei Einfamilienhäuser, standen zum Verkauf und waren prädestiniert für ihren Plan. Sie kauften die Grundstücke und entwickelten ihr Konzept für eine neue Art des Wohnens. Der Name: „Les Pieds Verts“ – was sinngemäß so viel bedeutet wie „ein Haus mit grünem Fußabdruck“. „Ein Verwandter nannte es auch einmal ‚ein Haus aus Licht und Schatten‘. Wir finden die Beschreibung sehr passend und teilen die Meinung, dass Tageslicht der elementare Baustoff unseres Hauses ist“, berichtet einer der Bewohner.

Ein Projekt mit grünem Fußabdruck

Zwischen den drei Wohneinheiten sowie dem Gemeinschafts- und Bürobereich befinden sich bioklimatische, sonnendurchflutete Gewächshäuser (Fotos: Velux/Antoine Mercusot und Fanch Galive)
Ein steiles Gründach mit teilweise übereinander angeordneten Dachfenstern prägt den Neubau
Rundumblick durch den an den Wintergarten grenzenden Wohnbereich: Große Glasflächen in den Fassaden lassen viel Tageslicht in den Raum

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Beide Namen beschreiben das Projekt treffend, denn es ist nachhaltig und umweltfreundlich konzipiert, mit geringen CO2- Emissionen, fast ausschließlich aus lokalen Materialien und mit viel Eigenleistung der dort wohnenden Menschen gebaut. Sonne und Tageslicht spielen eine wichtige Rolle beim energetischen Konzept: Sie werden gezielt eingesetzt, um Strom und Heizenergie zu sparen. Mit „Les Pieds Verts“ wollten sich die Architekten bewusst von den sich bei unzähligen neu gebauten Familienhäusern meist wiederholenden Standards traditioneller Ästhetik abgrenzen – und das ist eindrucksvoll gelungen.

Ungewöhnliche WG

Die beiden Architekten entwarfen einen Neubau mit vier getrennten Einheiten auf 450 m2, der aus drei Apartments und einem Gemeinschafts- und Bürobereich besteht. Diese vier Gebäudeteile werden jeweils durch Wintergärten voneinander getrennt, die als bioklimatische Gewächshäuser konzipiert sind. Jedes Einzelhaus hat einen eigenen Garten mit Terrasse. Große Teile der Vegetation auf dem Grundstück wurden wild belassen. Im Kollektiv wird ein Teil des Gartens als Gemüsegarten genutzt. Eine gemeinsame Waschküche sowie Keller und Parkplätze für alle Parteien stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Der Bau eines solchen Hauses erforderte in der Planungsphase viel Aufwand. Die Vorschriften für die Landschaftsschutzzone, in der das Dorf Erdeven liegt, enthalten strenge Regeln für Baukörper und Materialien von Neubauten. j+e Architectes konnten die Behörden mit den für die Region typischen weißen Wänden, traditionellen Schieferdächern sowie den sich gut in die Landschaft einfügenden Holzschindeln und Gründächern von ihrem Entwurf überzeugen.

Sonnenlicht als Lebenselixier

Alle vier Einheiten erstrecken sich über zwei Stockwerke. Für den Erhalt der Baugenehmigung galt es, die vorgegebene Höhe des Baukörpers zu berücksichtigen und zugleich zwei Geschosse unter Einhaltung der traditionellen Dachform mit obligatorischer Dachneigung von 45 Grad zu realisieren. Das obere Stockwerk musste daher mit einem Steildach gebaut werden. Für die Belichtung der Dachgeschosse kamen insgesamt 27 Dachfenster von Velux zum Einsatz, die bis zu dreimal mehr Tageslicht in die Innenräume lassen als Fenster in Gauben. Ebenso lässt sich durch die größeren solaren Energiegewinne gerade in den Übergangszeiten der Bedarf an Heizenergie reduzieren.

Insgesamt wurden die Häuser mit elf Dachfenstern (78 × 98 cm) auf der Nordseite und mit 16 Dachfenstern auf der Südseite (78 × 118 cm) ausgestattet. Die Anordnung der Fenster erfolgte auf der Südseite jeweils als Zweier-Kombination übereinander, sodass diese als vertikales Lichtband vom Kniestock bis fast zur Decke reichen. „Während des Entwurfsprozesses waren wir uns der richtigen Tageslichtintensität in jedem Raum bewusst. Die Sonne durchflutet die Wohnzimmer, während die Dachfenster für ausreichend Tageslicht in den Schlafzimmern sorgen. Tageslicht hält uns in ständigem Kontakt mit unserer Umwelt, und Sonnenlicht erweckt diese Häuser zum Leben“, erklärt Benjamin Jardel, Architekt und Miteigentümer des Hauses.


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