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Mit beeindruckendem Schwung und augenscheinlicher Leichtigkeit steht die Sporthalle der Architekten Bohuon Bertic Architectes aus Nantes an einem Kreisverkehr am Ortseingang des kleinen Städtchens Basse-Goulaine in Westfrankreich und wird zur räumlich gut durchdachten Willkommensgeste. Oder schwebt sie etwa? Das Gebäude wirkt geradezu ufoesk. Sicher ist, dass die Architekten mit einem konsequent minimalistischen Material- und Farbkonzept dem Spektakel einer Wettkampfhalle eine mehr als angemessene Bühne gebaut haben. Das Gebäude mit seiner silbernen Hülle aus über 120000 Aluminium-Rauten wird im Vorbeifahren zur magisch im wechselnden Tageslicht schimmernden Bewegung. Seit mehr als 15 Jahren arbeiten die Architekten mit einem Team von sieben bis acht Mitarbeitern in Frankreich an Wohn- und Sportbauten, von denen sehr viele einen eher kühlen und industriell geprägten Charakter haben. Dies ist auch bei der Sporthalle des Freizeitzentrums La Herdrie in Basse-Goulaine der Fall, die 2022 fertiggestellt wurde.

Höhepunkt am Ortsrand

2018 gewann das Büro den Wettbewerb für den Bau der 2300 m2 großen Zweifachsporthalle für Ballsportarten, die mit 9,25 m hoher Decke, Vereinsräumen, offenem Foyer und funktionaler Infrastruktur wettkampftauglich ist. „Zwei Dinge“, vermutet Yannick Bohuon, „waren damals entscheidend. Zum einen die ungewöhnliche Kurve, der Schwung der Hülle, die zwischen der Höhe des Vordachs und der Hallenhöhe vermittelt. Und zum zweiten die Verbindungen des Gebäudes mit seiner Umgebung.“ Die Gebäudehülle im Alu-Look dominiert ihr Umfeld und bildet einen visuellen Anziehungs- und Höhepunkt am Ortsrand. Mit der Hülle reagieren die Architekten formal und funktional auf die vorgefundene räumliche Situation, die durch Kreisverkehr und Ortseingangsstraßen geprägt ist. Die Architekten vermeiden eine Vor- und Rückseite, da ihnen der Eindruck von Kontinuität besonders wichtig erschien. Zudem haben sie das Gebäude von verschiedenen Seiten einsehbar und zugänglich gemacht. Mit viel Glas im Erdgeschoss öffnen sie zum Beispiel die Halle an einer der Längsseiten und geben den Blick frei auf das Spielfeld. Hier soll mitgefiebert und animiert werden, Sport zu treiben.

 

Geometrische Überraschung

Im Zentrum stehen Spiel und Spielfeld. Die dienenden Räume wie Umkleiden, Technik und Lagerräume sind nach funktionalen Aspekten um die Sportfläche herum angeordnet. So bekommt ein unspektakuläres, regelmäßiges Rechteck – das Spielfeld – eine leicht mäandernde zweite Raumschicht, deren Ecken abgerundet sind und die sich in verschiedene Richtungen ausdehnt. Sporthallen sind in ihrer Struktur fast immer gleich. Während das Programm damit Routine ist, kann in Gestalt und Material des Gebäudes das Besondere liegen. „Wir wollten ein Signal setzen und mit der interessanten Form der eher gewöhnlichen Typologie einen neuen Ausdruck verleihen“, so die Projektleiterin Mathilde Poupart. Die funktionalen Räume sind alle eingeschossig gehalten. Mit ihrer Höhe sticht die Sporthalle selbst hervor. Ein fließender Übergang und weiche Kehlen vermitteln in der Gebäudehülle zwischen diesen beiden Höhen. Die Architektur der Hülle wird damit zur fein durchdachten geometrischen Überraschung.

Rauten in der Kurve

Eine besondere Form braucht ein passendes Material: Die 44 × 44 Dach- und Wandrauten von Prefa und einige Sonderanfertigungen der Klempner wurden in Anlehnung an eine traditionelle Schieferdeckung nahtlos über Kehlen, Kurven und Kanten der Gebäudehülle verlegt. Unter der Haut aus Rauten liegt eine Unterkonstruktion aus Sperrholz und Dampfsperre, die auf Fachwerkträger montiert ist, die über auskragende Stahlträger an der Tragkonstruktion der Halle befestigt sind. So konnten die gekrümmten Flächen zu allen Seiten durch das gleiche Konstruktionsprinzip ausgebildet werden, obwohl sich Radien und Winkel verändern. Die Entwässerung der gebogenen Fassade verläuft verdeckt entlang der unteren Außenkante. Zur Homogenität der großen Fassadenfläche tragen die Rauten in Silbermetallic wesentlich bei: Ihre Oberfläche reflektiert den Himmel und das wechselnde Tageslicht, was das Gebäude immer unterschiedlich erscheinen lässt.

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